Spiegelmatrix

Fortsetzung von Spiegelzauber

Tanja hat sich in der neuen Welt nicht nur zurechtgefunden, sondern durch ihre Verbindung mit Deiristan und Mazemadaran besondere Fähigkeiten erlangt.

Das darf jedoch niemand wissen, denn ihr als Saraud ist es bei Todesstrafe verboten, Magie zu wirken.

Dann verschwindet ein junger Zauberer bei einer Beschwörung und Tanja wird einen Strudel von Ereignissen gerissen, der nicht nur sie, sondern auch ihre Freunde in Gefahr bringt.

Wird fortgesetzt in Spiegelgene.

Leseprobe

 
„Ich bin befördert worden, Tanja.“ 
Deiristans Gesichtsausdruck passte nicht zu den Worten. Der junge Magier wirkte erschöpft und deprimiert, als er sich mit zerzausten Haaren neben mir auf die Küchenbank fallen ließ. Ich konnte das durchaus verstehen. Anspruchsvollere Aufgaben stellten zwar eine Ehre dar, erhöhten aber auch die Gefahr, dass das Dreiecksverhältnis zwischen Deiristan, Mazemadaran und mir ans Licht kam. Irdische Menschen würden Mazemadaran wahrscheinlich als einen Dämon oder Teufel bezeichnen, er selbst nannte sich jedoch Karadimeo und seine Heimat Karadimien. Magische Bande verknüpften uns und ermöglichten uns, die Kräfte des jeweils anderen zu nützen. Deiristan war den Pakt mit dem dunkelhäutigen, gehörnten Karadimeo eingegangen, um mein Leben zu retten. Ein Leben, das er kurz davor noch hatte opfern wollen, um seinen Meister von den Toten zurückzuholen. 
Wenn ich mich jetzt an die Ereignisse vor einem Vierteljahr zurückerinnerte, wurde mir beinahe schwindlig von der Rasanz, mit der sich mein Leben verändert hatte. Vor wenigen Monaten noch eine biedere, zweiundvierzigjährige, irdische Sekretärin, die nichtsahnend eine Zaubershow besuchte, verwendete ich Magie nun genauso selbstverständlich wie früher Computer. Ich dachte an den Spiegelzauber, der mich in eine fremde Welt und in den Körper einer verurteilten Meuchelmörderin aus dem Volk der Saraud versetzt hatte. Seither kämpfte ich mit ihrem Erbe – ich war mit einem Schlag zwanzig Jahre jünger, schlank, attraktiv und mit einem Temperament gesegnet, das regelmäßig mit meinem harmoniesüchtigen Geist im Widerspruch lag. Denn die Saraud hatte mir nicht nur ihren Körper hinterlassen, sondern auch einige von ihren Emotionen. 
Inzwischen hatte ich mich an mein neues Leben gewöhnt, in dem Magie etwas Alltägliches war und an Mazemadaran, der mich regelmäßig nach Karadimien beschwor, damit ich meinen und Deiristans Teil des Paktes erfüllte. Das bedeutete schier unbegrenzte magische Kraft für Deiristan, die Nutzung der Fähigkeiten sowohl des Magiers als auch des Karadimeo für mich und für Mazemadaran, dass er mich und Deiristan jederzeit beschwören konnte, um ihm zu Diensten zu sein. 
Ein Arrangement, das bisher zum Vorteil aller Beteiligten gut funktioniert hatte. Zu dumm nur, dass dieser Pakt illegal war und auf die Verbindung mit einem Karadimeo die Todesstrafe stand. Eine Beförderung würde es möglicherweise schwieriger machen, unsere Verbindung weiter geheim zu halten. Kein Wunder also, dass sein Aufstieg Deiristan nicht besonders begeisterte. Ich hoffte nur, dass er die anderen Magier mit seinen Schauspielkünsten überzeugen konnte. 
Apropos Schauspiel! Auch ich musste regelmäßig etwas vorgaukeln. In Tarheim, der Hauptstadt der Magier, hieß es eine Tarigi mimen, das war jemand, dem eine Art magische Lobotomie verpasst worden war. Das war notwendig, damit ich im Körper einer Saraud, einer geborenen Assassine, frei herumlaufen konnte. 
Auch im Dienst von Mazemadaran musste ich schauspielern und mich mit einem Illusionszauber umgeben, damit ich an seiner Stelle von den Zauberlehrlingen beschworen werden konnte. Der Druck einer zu schnellen Ausbildung führte dazu, dass viele für ihre Abschlussprüfung noch nicht bereit waren, wenn es galt zum ersten Mal einen Karadimeo zu beschwören. Mazemadaran brachte nicht die Geduld auf, sich mit vor Angst bibbernden Anfängern herumzuschlagen. Wenn eines von diesen Kindern – denn mit ihren sechzehn oder vielleicht siebzehn Jahren waren sie kaum mehr als das – die Beschwörung nicht korrekt ausführte, zerrte er die jungen Menschen einfach durch den Zauber hindurch zu sich in den Kreis, was sie unweigerlich umbrachte. 
Der Illusionszauber, der mir Mazemadarans Gestalt verlieh, sorgte dafür, dass ich nicht erkannt wurde. Eine kleine Spende in Form von Blut, Haaren, Fingernägeln oder ähnlich leicht reproduzierbaren Körperteilen, war wiederum dafür verantwortlich, dass die Lehrlinge über ihre mangelhafte Beschwörung Bescheid wussten und damit auch darüber, dass sie meinem guten Willen ausgeliefert waren. 
Ich hatte das Gerücht ausgestreut, dass Mazemadaran daran gelegen war, die Magierschaft zu schwächen, indem er unfähigen Magiern das Bestehen der Prüfung ermöglichte, die neben dem Beschwören des Karadimeo beinhaltete, den hölzernen Lehrlingszauberstab mit einem magieverstärkenden Kristall zu verbinden, den man ausschließlich in Karadimien finden konnte. Natürlich ließ ich diese Informationen nur Lehrlingen zukommen, die nunmehr ihrerseits bestrebt waren, sie vor den Meistern, Gesellen und weiter fortgeschrittenen Lehrlingen geheim zu halten. 
Alles in allem glich unser Leben einem Kartenhaus, das jederzeit einstürzen konnte. Es brauchte nur einen einzigen bösen Wolf, der kräftig dagegen blies. 

Kundenstimmen

Wie schon im ersten Buch fiebert man mit Tanja und ihren Freunden mit, die fremde Dimension mit ihren Magiern, Gnomen und Dämonen ist toll beschrieben, und es bleibt von der ersten bis zur letzten Seite spannend.