Perfekte Zirkel reiten

Egal ob das Pferd nicht abwendet, in den Zirkel oder aus dem Zirkel drängt, schneller oder langsamer wird - in diesem Buch gibt es Übungen für jedes Problem.

Außerdem enthalten: Links zu Skizzen und Übungsvideos

Das Buch erscheint am 20. Dezember 2024

Leseprobe

Was soll da schon schwierig sein?
Schließlich geht es nur darum, einen Kreis mit zwanzig Metern Durchmesser zu reiten. Nichts anders ist der Zirkel schließlich. Je nachdem in welchem Teil der Bahn er sich befindet, bezeichnet man ihn als Zirkel bei A, Zirkel bei C oder Mittelzirkel.


In Österreich nennt man den Zirkel Große Tour, in der Schweiz heißt jeder Kreis Volte und es wird der Durchmesser dazu gesagt. Damit es jedoch nicht zu kompliziert wird, beschränke ich mich auf die Bezeichnung Zirkel.


Theoretisch musst Du nur die Ecken abrunden und den dadurch entstehenden Bogen weiterführen, um einen perfekten Zirkel entstehen zu lassen.


Ist diese so einfach erscheinende Aufgabe eine Herausforderung für Dich? Dann kann ich Dich beruhigen. Du bist damit nicht allein.


Ich habe schon viele Reiterinnen mit der simpel erscheinenden Aufgabe kämpfen sehen, einen großen Kreis zu reiten.


Besonders wenn Du erst mit dem Reiten beginnst, wirst Du wahrscheinlich zu jenen gehören, bei denen der Zirkel sehr seltsame Formen annimmt.


Ausgesprochen beliebt ist die Mandarinenform, bei der die Kreisform abgeplattet wird. Ich rate dann meinen ReiterInnen sich eine Orange vorzustellen und daneben eine Mandarine. Damit sie eine Idee bekommen wo sie hinsollen (Orange) und wo sie sind (Mandarine).


Auch Eier sind sehr beliebt und wenn es mal gar nicht klappt, dann wird aus dem Zirkel auch mal ein Dörrpfläumchen.


Oft geht das Reiten des Zirkels in eine Richtung leichter als in die andere. Das Pferd hat genauso eine bevorzugte Richtung, wie die Reiterin. Wenn nun sowohl die Reiterin als auch das Pferd dieselbe Bitterschokoseite haben, dann wird es gleich noch ein Stückchen schwieriger. Da kann es dann passieren, dass eine Richtung tadellos funktioniert und die andere überhaupt nicht.


Außerdem werden Pferde auf magische Weise von der Bande angezogen, sodass das Wegreiten von der Bande meist deutlich schwieriger ist, als das Hinreiten. Es kann aber auch umgekehrt sein. Wenn das Pferd zum Beispiel möglichst schnell wieder zurück möchte und den Bogen regelmäßig abschneidet, statt ihn auszugehen.


Das Erreichen der Mitte der Bahn ist ebenfalls eine Herausforderung. Schließlich ist es am einfachsten, auf einer möglichst geraden oder bestenfalls leicht gebogenen Linie von Zirkelpunkt zu Zirkelpunkt zu reiten. Der deutlich geschwungene Bogen, der tatsächlich zur Mitte reicht, ist wesentlich schwieriger. Das beginnt bei der Vorstellung dieses Bogens und setzt sich fort bei der Ausführung.


Da wird der Zirkel zu groß, zu klein, zu eckig oder das Pferd biegt gar nach außen ab. Das kann am Pferd liegen – zum Beispiel weil es zu schief und zu steif ist –, oft liegt es jedoch auch an der Reiterin.


Welche Fehler in der Hilfengebung dazu führen können, dass das Pferd zu weit innen, zu weit außen oder gar einfach geradeaus läuft, schauen wir uns im Kapitel Wie sag‘ ich’s meinem Pferd? an.


Dummerweise neigen Pferde dazu, Verhalten zu wiederholen. Ich gebe Dir ein Beispiel. Nehmen wir an, dass Dein Pferd drei Mal nach außen abgebogen ist, weil deine Gewichtshilfe falsch war. Dann kann es passieren, dass das Pferd immer noch nach außen abbiegt, auch wenn die Hilfen beim vierten Versuch endlich richtig gegeben werden.


Du siehst also, es gibt so einiges, was beim Reiten des Zirkels Schwierigkeiten machen kann.


Beginnen wir mit dem Zirkel an sich. Denn da stehen die meisten Reiterinnen schon vor dem ersten Problem.


Wie viel sind 20 Meter?


Die erste große Hürde besteht darin, festzustellen, wieviel 20 Meter überhaupt sind. Man könnte meinen, dass in einer gewöhnlichen Reitbahn, die 40 Meter lang und 20 Meter breit ist, die Hälfte der Bahn leicht zu erkennen sein sollte.


Noch dazu gibt es jede Menge Buchstaben, an denen man sich orientieren kann und in den meisten Reitbahnen sind auch die Zirkelpunkte gekennzeichnet. Die Mitte der Bahn befindet sich also genau zwischen B und E und C und A. Ist doch ganz einfach! Oder etwa nicht?


Nicht wirklich. Deshalb ist es eine erste Hilfestellung, die Mitte zu kennzeichnen. Ein X am Punkt X aufzumalen wäre für viele Reiterinnen praktisch, funktioniert im Hallensand nur leider nicht.


Ich habe mich des Öfteren selbst als lebende Markierung hingestellt. Das hat dazu geführt, dass ich regelmäßig die Flucht antreten musste, um nicht von Fußspitzen oder Steigbügeln getroffen zu werden.


Wesentlich wenige riskant ist es, ein Hütchen, auch besser bekannt als Pylon, aufzustellen. Noch besser sind zwei Hütchen – ein sogenanntes Hütchentor.
Dann haben die Reiterinnen einen Anhaltspunkt, wie der Zirkel weder zu klein noch zu groß wird.


Wenn Dir keine Hütchen zur Verfügung stehen, kannst Du nutzen, was auch immer sich ohne Verletzungsgefahr für das Pferd in der Reitbahn platzieren lässt.


Das können Futtereimer genauso sein, Schwimmnudeln oder Hindernisständer. Frisbees, Babynachttöpfchen oder Markierungsscheiben aus dem Fußballtraining sind ebenso geeignet.


Um sie an der richtigen Stelle aufzustellen, kannst Du den Spiegel nutzen. In den meisten Hallen befindet er sich auf Höhe des Buchstabens E. Wenn Du nun das B genau hinter Dir siehst, musst Du nur noch die Stelle finden, an der Du zwischen A und C stehst. Dann befindest Du Dich exakt am Punkt X.


Sollte es Dir schwerfallen, Dich an den Buchstaben zu orientieren, kannst Du auch ein Maßband zu Hilfe nehmen, oder mehrere Strohschnüre, die Du zu einer Länge von 10 Metern zusammengebunden hast. Eine Longe, die lang genug ist, funktioniert ebenfalls. Das gilt natürlich auch, wenn Du keinen Spiegel zur Verfügung hast.


Vielleicht findest Du eine nette Reiterkollegin, die Dir beim Ausmessen hilft. Wenn jemand das andere Ende des Maßbandes oder der Strohschnur festhält, ist das Ausmessen wesentlich einfacher.


Sollte die Reitbahn nicht die üblichen Abmessungen haben, dann musst du die Größe des Zirkels entsprechend anpassen. Wenn zum Beispiel Dein Reitplatz nur 36 mal 18 Meter misst, dann hat Dein Zirkel auch nur 18 Meter Durchmesser.


Mehr zum Buch

 Ich durfte viele unterschiedliche Reiter-Pferd-Paare begleiten.

Der Zirkel birgt Herausforderungen für jedes Niveau.
Bei Anfängern besteht sie darin, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie ein Zirkel aussehen soll. Im nächsten Schritt geht es darum, das Pferd exakt zu führen. Fortgeschrittene kämpfen widerum damit, das Pferd im richtigen Ausmaß zu biegen.

Im Laufe der Jahre hat sich eine ganze Kiste voller Werkzeuge angesammelt, die ReiterInnen dabei unterstützen, auf eine feine und pferdefreundliche Art bessere Zirkel zu reiten.

All diese Werkzeuge möchte ich nun mit interessierten Pferdefreunden teilen. Es spielt keine Rolle, ob sie auf Schulpferden reiten, eine Reitbeteiligung oder eigene Pferde haben. Es spielt auch keine Rolle, ob sie Anfänger sind, nur zum Vergnügen reiten oder bereits für die ersten Turniere trainieren. In diesem Buch gibt es Übungen für jedes Niveau.

TrainerInnen die das eigene Werkzeugkisterl füllen möchten finden eine ganze Reihe von Anregungen.