Equus Davinia 2 - Auf Einhornspuren 


 

Josy geht mit Begeisterung in die Hexenschule. Im Computerspiel REALFANTASY Tränke zu brauen, ist viel spannender, als trockenen Unterrichtsstoff zu pauken.

Auch mit dem widerspenstigen Pony Polly macht sie Fortschritte – vielleicht schafft sie sogar bald den Reiterpass.

Aber dann belauscht sie ein Gespräch und erfährt ein Geheimnis, das alles verändert ... 

Leseprobe

 
Schon wieder ein Piepsen. Was kann das sein? Ich mache die Nachricht auf.
Der Elfenkönig lädt zu Queste.
Die vier Recken mögen das Beste
Aus einer neuen Welt gewinnen
Und daraus etwas Eigenes spinnen.
Seid jedoch bedacht, was euer harrt,
euch auch freiwillig gegeben ward!
Ich habe die Nachricht kaum durchgelesen, als auch schon mein Handy klingelt. Es ist Silly. War ja auch nicht anders zu erwarten.
»Hast du die Nachricht bekommen?«
»Vom Beginn des Wettbewerbs? Ja.«
»Und?« Silly klingt ungeduldig. Aber das ist nicht ungewöhnlich. Das tut sie meistens.
»Was und?«
»Wann starten wir?«
»Müssen wir nicht erstmal wissen, was wir zu tun haben? Wir brauchen zunächst eine neue Welt. Vielleicht können wir ja Elias fragen.« Bei dem Jungen, der sich in einen Drachen verwandeln kann und eine eigene Welt erschaffen hat, haben wir noch etwas gut.
»Geht nicht. Ich habe nachgelesen. Neue Welt heißt in diesem Fall, dass die Welt für uns neu ist. Da wir bisher nur Agaydon und Elias‘ Welt kennen, ist unsere Auswahl ziemlich groß.«
Ich frage mich, wann Silly Zeit gehabt hat, nachzuschlagen, wo doch die Nachricht eben erst eingegangen ist. Vielleicht hat sie an ihrer Zaubererschule einen Schau-in-die-Zukunft-Zauber gelernt. Egal. Es ist ganz praktisch, dass sie immer mehr weiß, als alle anderen.
»Wo gehen wir dann hin?«
»Nicht wo, sondern wie. Das ist nämlich das Schwierige.« Sie seufzt. »Viele Ebenen sind erst ab Level II zugänglich und in andere Welten kommt man nur mit Einladung.«
»Wir brauchen also eine Welt, die wir noch nicht kennen, für Level I zugänglich ist und keine Einladung braucht. Für ein Genie wie dich, sollte es doch kein Problem sein, so eine Welt ausfindig zu machen.«
Stille. Ich kann sie nicht einmal atmen hören. Gruselig. Silly redet normalerweise immer.
»Silly?«
Sie räuspert sich. Also ist sie doch noch da. »Ich gebe es ungern zu, aber ich habe keine Ahnung.«
Das ist mal echt was Neues. »Okay.« Ich ziehe das Wort in die Länge und gebe ihm einen fragenden Beiklang. »Wir könnten die Jungs fragen.« Hoffentlich ist Silly nicht beleidigt. Ich habe bei unserem letzten Abenteuer erlebt, das ihre größte Angst ist, zu vergessen. Was wenn ihre zweitgrößte Angst ist, etwas nicht zu wissen? Einmal hysterische Silly hat mir gereicht.
»Können wir machen. Vielleicht haben sie eine Idee.«
»Das klingt sehr gut. Ich schicke Raphael gleich eine Textnachricht und melde mich, sobald ich eine Antwort erhalten habe.« Schließlich haben wir verabredet, gemeinsam am Wettbewerb der Vier teilzunehmen. Raphael Rieder heißt im Spiel Rakim und ist ein Elf, der sich in einen schwarzen Panther verwandeln kann. Im echten Leben geht er in die Klasse über mir und ist auf dem besten Weg ein richtiger Springreiter zu werden, wie sein Vater.
»Geht in Ordnung. Bis dann.«
Silly legt auf, bevor ich ihr antworten kann. Würde ich sie nicht kennen, wäre ich jetzt beleidigt, aber Silly ist eben Silly. Ich will gerade Raphaels Nummer aufrufen, als eine Textnachricht eingeht. Sie ist von Raphael.
Habt ihr den Auftrag gelesen?
Ja, schreibe ich sofort zurück.
Fällt euch ein Land ein? So viel zu unserer Hoffnung, die Jungs hätten eine Idee.
Wir überlegen noch. Sollen wir uns treffen und gemeinsam beraten?
Können wir machen. Wie wäre es in einer halben Stunde am Zwergenbrunnen.
Passt für mich.
Hoffentlich für Silly auch. Ich schreibe ihr gleich. Es dauert fast zehn Minuten bis sie antwortet. Ich habe bereits den Anzug an und kaue den letzten Bissen meines Schokoriegels, den ich noch gegessen habe, damit ich nicht zu früh aus dem Spiel geworfen werden.
Okay. Bis gleich. 


Ich lege mich auf mein Bett und klappe das Visier herunter. Für einen Augenblick wird es dunkel und dann jedoch sofort wieder hell. 
»Sei gegrüßt, Davinia!« 
»Ich grüße dich auch, Baum«, gebe ich freundlich zurück. 
Das Gesicht in der Rinde lächelt. Ich mag Baum. Er ist immer nett und gut drauf. Theoretisch hätte ich auch direkt beim Zwergenbrunnen einsteigen können. Ich kenne den Ort inzwischen gut genug, um den Umweg über Baum nicht unbedingt machen zu müssen. Aber es ist so nett, mit Baum zu plaudern und das Vergnügen des Flugs wäre mir auch entgangen. 
»Geht es voran mit der Hexerei?« 
»Kann man schon sagen. Ich habe Wurzelbalsam gemacht. Magst du ihn ausprobieren?« 
»Sehr gerne, werte Davinia.« 
Ich stecke die Hand in meine Zaubertasche, die klein und harmlos an meinem Gürtel hängt. Sie ist innen unendlich groß. Ich glaube, ich könnte sogar einen Dinosaurier unterbringen. Trotzdem wiegt die Tasche nie mehr, als mein Jausensackerl für die Schule. 
Anfangs war es ein seltsames Gefühl, ins Leere zu greifen und dann plötzlich etwas in der Hand zu haben, aber so ist das eben mit magischen Taschen. Wenn ich den Zauber, der alles, woran ich denke, sofort in meine Hand springen lässt, nicht hätte, dann würde ich wahrscheinlich ewig nach den Sachen suchen. 
Aber der Zauber funktioniert bestens und ich habe die Flasche in der Hand, kaum dass ich daran gedacht habe. 
Ich lasse einen Tropfen der dunkelbraunen Flüssigkeit auf eine Wurzel nahe am Stamm fallen. 
»Wie fühlt er sich an?« Ich bin aufgeregt. Schließlich habe ich den Balsam zum ersten Mal gemacht. Die Inhaltsstoffe haben mich meine allerletzten Magiepunkte gekostet. Jetzt hoffe ich wirklich, dass er gut geworden ist 
»Mmmmh …«, brummelt Baum. 
»Mehr?« 
»Oh ja, sehr gerne.« 
Ich verteile mehr Balsam auf seinen Wurzeln. Schön langsam und tröpfchenweise. 
»Tut das gut! Es fühlt sich wunderbar an.« 
Immer wieder gibt Baum ein wohliges Stöhnen von sich, ein ums andere Mal erbeben seine Äste und die Blätter rascheln. Es gefällt ihm offensichtlich. Plötzlich ist die Flasche leer. Eigentlich wollte ich ihm nicht alles geben. Aber was soll ich machen, wenn er es so genießt? 
Aber jetzt heißt es Gas geben. Ich stecke die leere Flasche in meine Tasche. 
»Tut mir leid, dass ich keine Zeit habe, mich länger mit dir zu unterhalten, aber ich muss gleich los. Ich habe eine Verabredung.« 
»Ah, die Queste beginnt. Ich wünsche viel Glück.« 
»Danke.« 
Ich hole den Tiegel mit der Flugsalbe hervor, gebe mir ein wenig davon in den Nacken und noch während ich den Tiegel zurück in meine Zaubertasche gebe, verwandle ich mich in ein Pferd. Ich drücke mich mit den Hinterbeinen ab und springe dem Himmel entgegen. Es macht Spaß, auf dem Wind zu galoppieren. Ich kann ihn unter meinen Hufen spüren. Theoretisch könnte ich auch einfach die Beine hängen lassen. Aber wo bleibt da das Vergnügen? 
Ich lasse den Wald hinter mir, sause über die Dächer des Dorfes hinweg und lande neben dem Zwergenbrunnen. Ich versuche es zumindest, bleibe jedoch einen Meter über dem Boden hängen. Das ist der Nachteil der Flugsalbe. 
Ich habe zwar bereits recht gut im Gefühl, wie viel ich nehmen muss, um die gewünschte Zeit in der Luft zu bleiben, wenn ich dann jedoch schneller bin als geplant, habe ich Probleme wieder runter zu kommen. Ich hoffe, die Jungs brauchen noch ein paar Minuten. Sie fänden das in der Luft hängende Pferd sicherlich lustig. Ich verwandle mich zurück, in der Hoffnung, dass es dann ein bisschen weniger komisch aussieht. Da fällt mir der Besen in meiner magischen Tasche ein. 
Schnell hole ich den Besen heraus und schiebe ihn mir unter den Po. Muss ja niemand wissen, dass es ein gewöhnlicher Besen ist und ich ihn in der Luft halte, statt umgekehrt. Einen richtigen, fliegenden Hexenbesen, kann ich mir noch nicht leisten. Die Flugsalbe ist die billigere Alternative. 
Robin kommt als erste an. Sie ist in ihrer Drachengestalt und stößt kleine Rauchwölkchen aus ihren Nüstern, als sie neben mir landet. 
»Cool. Sieht fast wie ein richtiger Hexenbesen aus.« 
Klar, vor Robin kann man nichts verheimlichen. Noch dazu verliert in diesem Moment die Flugsalbe ihre Wirkung und ich plumpse zu Boden. Zum Glück kann ich mich mit dem Besen abstützen und dadurch eine unrühmliche Landung auf meinem Hinterteil verhindern. 
Wenig später treten ein Panther und ein Löwe aus dem Schilf. Vor uns nehmen sie ihre Elfengestalten an. Raphael ist der schlanke, schwarzhaarige Rakim. Wer sich hinter dem großen, breitschultrigen Bernold mit den blonden Locken verbirgt, weiß ich nicht. 
Auch Robin verwandelt sich von einem schäferhundgroßen, graugrünen Drachen in einen dunkelhaarigen Jungen. Besser gesagt in ein Mädchen, das sich als Junge verkleidet, um die Magierschule besuchen zu können. Robin braucht es immer ein bisschen komplizierter. 
»Also, habt ihr eine Idee in welchem Land wir unsere Gabe finden könnten?« Rakim schaut uns erwartungsvoll an. 
»Wir hatten eigentlich gehofft, ihr hättet eine Idee.« 
»Oh.« 
Wir starren uns an. Ich scharre mit den Füßen im am Boden liegenden Laub der Birken, die in einem weiten Kreis um den Zwergenbrunnen herumstehen. Der steinerne Zwerg auf dem Brunnen, lächelt mich an. Fast könnte man meinen, er zwinkert mir zu. Vielleicht tut er das sogar. In Agaydon ist alles möglich. 

Leserstimmen

 Josys Hobby ist das Reiten und das Computerspiel "Realfantasy. Beides wird im Roman gut miteinander kombiniert, die Übergänge gelingen fließend. Uns haben vor allem die Beschreibungen der Aufgaben im Stall, der Reitstunden und des Turnieres gefallen. Josy fällt nicht alles einfach zu, es ist aber toll, wie sie mit Problemen und Schwierigkeiten umgeht. Kindern wird hier ein guter Umgang mit Tieren und auftretenden Konflikten gezeigt. Auch in familiären Situationen schlagen sich im Buch positive Beispiele für den Umgang mit Schwierigkeiten nieder. Die eingeflochtenen Ratschläge für den Umgang mit Pferden kommen locker rüber, es wird viel Wissen vermittelt, ohne dass der Lesefluss gestört wird. 


 Mir hat die Geschichte wie schon der erste Band sehr gut gefallen. In diesem Buch kommt einem der Wechsel zwischen unserer und der Phantasiewelt schon viel natürlicher vor. Josy war mir in diesem Buch auch noch sympathischer, weil sie ihr Verhalten viel mehr reflektiert und erwachsener handelt. Auf jeden Fall freue ich mich schon sehr auf eine Fortsetzung. 


 Besonders toll finde ich, dass die Autorin ihre Hauptprotagonistin nicht nur in Real Fantasy viel erleben lässt, sondern dass Bettina Ferbus auch in Josys realer Welt viel Wichtiges rund um das wirklich große Thema „Pferd“ erzählt.


 Das Wissen, dass die Autorin dabei vermitteln möchte, ist wunderbar in Josys Geschichte eingebunden und zielt darauf ab, das Pferd als Freund und Partner zu verstehen und nicht als Sportgerät zu sehen.
Da Josy sich in dem Online-Spiel selbst in ein Pferd verwandeln kann, kann sie selbst erleben, was es bedeutet, Pferd zu sein. Dieses Wissen hilft ihr für ihr eigens Reiten auf dem Schulpferd „Polly“, die Josy regelmäßig auf die Probe stellt.
Ein wirklich rundum gelungenes Buch. Ich hoffe, es kommen noch weitere Teile.

 

 
Ganz toller 2ter Band. Man kommt sofort wieder in die Geschichte rein und glaubt echt, selbst dabei zu sein.
Die Inputs für Reiter sind auch super toll.
Abwechslungsreich und sehr spannend. Humorvoll und zum Nachdenken anregend.
Ein gelungener 2ter Teil!
Ich freue mich - und hoffe - auf Fortsetzung!


 Auch dieser Band zog mich schnell in seinen Bann. Der Schreibstil ist gut lesbar, es ist spannend und man taucht mit Josy ein in eine Fantasy- und eine Realwelt. Nebenbei lernt man noch so einiges über den Umgang mit Pferden. Die Spannung ist von Anfang an gegeben und wird auch durch interessante Ereignisse und Wendungen bis zum Ende des Buches aufrechterhalten. Die verschiedenen Charaktere sind gut beschrieben und auch real vorstellbar. Die Handlungsorte entstehen sehr bildgewaltig im Kopfkino. Die Handlung ist gut aufgebaut und die Seiten flogen nur so dahin. Wieder ein sehr gelungenes Buch und es macht Freude es zu lesen.